Mein Bellinchen
Heute, am 9ten Geburtstag von meinem Bellinchen erzähle ich unsere Geschichte, die uns damals fast auseinandergerissen hätte.
Bellinchen kam in meinem B-Wurf zur Welt. Sie war mit 500 Gramm die leichteste und kleinste Hündin.
Der B-Wurf Bellinchen Belloons
Mein Augenmerk richtete sich auf ihre Schwester Belloons, die mich mit vielen kleinen Platten, die wie Ballons aussahen ganz für sich einnahm. Bellinchen war eher unscheinbar, zumindest am Anfang. Mittlerweile meldeten sich die ersten verliebten Welpenkäufer und suchten sich nach den Fotos die Kleinen aus.Aus Holland, aus Trier und weiteren Städten kamen sie ins Haus, verleibten sich und reservierten die neuen Herzenshunde. Auch Bellinchen war dabei. Ein toller Platz an einer Mühle und dort wurden Islandpferde gezüchtet. Die jungen Frauen kamen in der 4 Woche, kuschelten mit ihr und somit war alles klar, versprochen und eingetütet.
Die Zeit ging voran, aber auch die Entwicklung der Welpen und es zeichnete sich ab, dass Bellinchen mich zu ihrer großen Liebe erklärte,. Sie wußte nichts von Vereinbarungen, Anzahlungen Verträgen, denn sie war ein fühlendes Wesen. Kam ich zum füttern was sie die erste an meinen Beinen, Futter was zweitrangig. Wenn ich mich auf die Couch setzte wollten alle Welpen schnell wieder weg zum spielen, aber Bellinchen saß mit mir zusammen und kuschelte sich an mich wenn ich wieder mal erschöpft einschlief. Ich sehe noch wie heute ihr kleines Schnäuzchen über mir, ganz weiß unter dem Kinn, immer den Kopf erhoben.
Wenn wir im Garten mit allen Welpen unterwegs waren und ein kleiner Rüde auf mich zu kam, stellte sich Bellinchen in seinen Weg und behauptete die Stellung. War er nicht davon abzubringen, warf sie ihn einfach auf den Rücken und stellte sich über ihn. Sie schritt wie ein General die Wiese ab und ließ keinen Welpen zu nah an mich heran.
Ich beobachtete jeden Tag wie Bellinchen um die Nähe zu mir kämpfte und sah das mit Bewunderung, aber auch mit Erschrecken.... Was, wenn der Tag des Abschieds kam...
In den letzten zwei Wochen saß das kleine Mädchen jeden Tag an meinem rechten Bein. Ging ich, ging auch sie. Stand ich, stand auch sie und Verzweifelung ergriff mich. Mittlerweile hatten die Welpenkäufer von ihr sie auch den Namen Krümel getauft und wollten sie bald abholen. Belloons war auch eine wunderschöne Hündin, jedoch balgte und spielte sie den ganzen Tag mit Spielzeug oder ihren Geschwistern. Sie hatte keine so außergewöhnliche Bindung an mich.
Der Tag war da - Ich saß im Garten, hatte mir mein Mädchen ganz dicht zu mir geholt und erzählte ihr, dass es im Leben der Menschen auch Begriffe wie Werte, oder ein Wort zu geben bedeutete, es auch zu halten und dass ich deswegen heute etwas tun musste, was mir vermutlich mein Herz zerreißen würde.
Ich erzählte ihr, dass es Seelenverwandte gibt, die sich auch in einem späteren Leben wiederfinden und wir dann eine zweite Chance bekommen würden - eben nur halt nicht in diesem...
Bellinchen hörte mir zu und säuberte mit ihrer rosa Zunge meine Hand. Ich war verzweifelt.
Ich ging in meine Küche, setzte mich auf einen Stuhl und weinte derart, dass mein Mann und meine Kinder erschienen. Sie dachten es wäre etwas Schrechliches geschehen, aber ich konnte noch nicht mal mehr sprechen. Für mich war es eben DAS SCHRECKLICHSTE meinen geliebten Hund zu verlieren, weil ich wusste, dass ein Versprechen, ein gegebenes Wort eingehalten werden musste. Meine Familie dachte sich mittlerweile Strategien aus um Bellinchen aus dem Verkehr zu ziehen. Sie ist krank, sie ist verschwunden, geraubt, entführt, vom Pferd getreten doch ich lehnte ab, denn lügen liegt mir nicht.
DING DONG - da waren sie, so glücklich Krümelchen abzuholen. Sie lachten und hatten ein Spielzeug in der Hand. Sie trafen auf eine total unglückliche Züchtermama, die mit rotgeweinten Augen versuchte sich zusammen zu reißen. Nun erklärte ich den Beiden alles und dann hatte ich eine letzte, eine alles entscheidende Idee. Nie vergesse ich meine Worte: "Nehmt die beiden Welpen Bellinchen und Belloons mit in den Garten und schaut, wie sie auf Euch reagieren und kommt mit dem Hund wieder hoch, den ihr mitnehmen wollt."
Ich saß einfach nur da, mein Kopf hing in Gürtelhöhe und dachte bei mir, dass ich jetzt loslassen muss, weil ich es eben nicht mehr in der Hand habe, nichts mehr tun kann...ich war geschlagen...
Die Tür ging auf und Belloons lag in den Armen der jungen Dame und leckte ihr am Hals entlang ....
Niemals vorher habe ich etwas dergleichen gefühlt. Ich hab echt aufgeschrien, mir war erst mal egal was sich in der Küche abspielte. Ich rannte zu meinem Bellinchen, hob sie auf und sprang mit ihr durch den Garten. Immer wieder die Worte: Wir haben schon dieses Leben geschenkt bekommen! Ich liebe Dich so sehr!
Und heute blicke ich auf neun Jahr dieses gemeinsamen Lebens zurück. Erinnere mich daran, dass Bellinchen in jungen Jahren nur mit mir spazieren gehen wollte. Nahm sie jemand anderes an die Leine, stemmte sie alle 4 Pfoten in den Boden wie ein Ziegenbock und ging keinen Schritt weiter. Sie war eine tolle Junghündin!
Wir wurden zusammen trächtig - ich mit meinen Gefühlen und sie tatsächlich. Wir befanden uns in jener Seifenblase die man betritt, wenn ein geliebtes Wesen neues Leben ins sich trägt. Wir brachten die nächste Generation in die Welt und schenkten Glück und Freude an neue Landseerbegeisterte.
Aber ich zitterte auch um Bellinchens Leben, als sie mit knapp 5 Jahren, ihrem zweiten Wurf nur knapp am Tod vorbei schlitterte und nur mit Kaiserschnitt ihr Leben gerettet wurde. Das war dann auch das letzte Mal, dass sie Mama geworden ist, denn das war es mir nicht wert meinen Hund zu verlieren.... Ich behielt aber ihre kleine Tochter Danai und damit ein weiteres Geschenk an mich von meinem Bellinchen. In ihr finde ich immer wieder einen Blick, eine Eigenart, die auch ihre Mutter ausmacht.
BELLINCHEN! DANKE FÜR DIESE WUNDERVOLLEN JAHRE DIE DU MIR GESCHENKT HAST !!
und danke an da oben, der ein Einsehen hatte und mich gelehrt hat, dass Liebe das Größte ist...