18 März 2019 – Aik und Aya - oder die Tangente des ewigen Kreislaufs
Im Angedenken an meinen so über alles geliebten Aik
Da sitze ich nun und beobachte meine Aya - Sie steht kurz vor der Geburt und das lange Warten hat begonnen.
Nun sind wir beide ganz besonders nahe zusammen gerückt. Wir schlafen dicht an dicht, wir schauen uns an und wissen, - wir haben Vertrauen in/zu einander -
Und das ist wahrlich nicht selbstverständlich. - Warum??
Die Geschichte beginnt vor 7 Jahren - Mein Rüde Aik ist in Warteposition. Wir haben Besuch aus Dänemark.
Ein wunderschönes Mädchen - Gry ist ihr Name - besucht Aik. Was für eine Freude - denn ja, wir haben Gry bereits im Sommer besucht, als wir im Dänemarkurlaub waren. Aik hat sich ihr vorgestellt, einen Diener gemacht und dann wie wild gespielt.
Nun ist sie hier in Deutschland auf Hochzeitsreise
Frauchen Marianne von Gry und auch ich sind aufgeregt. Natürlich lassen wir das keinen wissen, aber schlussendlich sind die Dänen 700 km gefahren um das Treffen möglich zu machen. Meine innerlichen Stoßgebete gehen gen Himmel - Lieber Gott, lass es gut gehen, lass es nicht umsonst sein, für diese tolle Aktion hier. Und gleich eines an Mutter Erde hinterher - Die Natur wird es schon richten, oder?! - und ja, just in der oberen Gartenhälfte - ich sehe den Platz immer deutlich vor mir - haben die beiden ein intensives Date - Ich halte den Kopf meines Rüden und meine Beine zittern und ich bin glücklich - wieder schaue ich in den Himmel, man glaubt es nicht, aber ich tröpfele aus den Augen und ich schäme mich kein bisschen...
Warum auch - dies bedeutet, dass mein Baby Aik, der auf der A46 in Richtung Geburtsklinik im Kofferraum auf die Welt kam, in meine Hand plumpste, den ich mit Erstaunen drehte und wendete und dabei ausrief: "Oh bist Du hübsch"! Dieser Aik wird jetzt Papa - ...meine Linie der Landseer geht weiter.
Das, was ich kenne, schätze und ehre, pflanzt sich fort. Das was ich vielleicht aufgrund der viel kürzeren Lebenserwartung zu mir verliere, bleibt in diesen zu erwartenden Landseern erhalten.
Ich verfolge gespannt die Geburt in Dänemark.
Mein Gott, kleine Aikis und Grys, 7 an der Zahl. Ganz rechts liegt Aya
Ich lese, dass Marianne keinen der Welpen behalten wird. Sie hat bereits 3 Landseer. Oh wie schade - oh nein - ich muss Marianne bitten mir zu sagen, ob trotzdem vielleicht eines der Kleinen in die Zucht geht. Vielleicht ist das einmal sehr wichtig für mich....
Es sieht nicht danach aus. Die Welpen sind vergeben. - Aber was lese ich da?
Herz erobert, immer an meiner Seite, Kinder haben einen Essenstreik ausgerufen, Aya soll bleiben?!!! Da sehe ich die kleine Aya, wie sie Mariannes Schatten wird, wie sie wächst und gedeiht, wie sie liebt und über die Kinder wacht. Sehe wie glücklich alle miteinander sind. Sehe ihre ersten Welpen...
Mittlerweile sind Jahre ins Land gegangen, ganze 7 Jahre - Mein geliebter Aik hat mich mit knapp neun Jahren verlassen.
Das Rufen nach ihm, dass Akzeptieren des Unausweichlichen, das Fehlen seiner Präsenz, der Stolz, die Mächtigkeit, die Zärtlichkeit die er mir gab, seine Kraft und Lebensfreude ist vergangen.
Ist wieder eingegangen in das, aus dem es entstanden ist.
Unsere letzte wunderschöne Autofahrt war von Sonne durchflutet, ließ ihn sein Reich, seine Landschaft, seine geliebten Plätze noch einmal erleben lassen. Herbert Grönemeyer begleitete uns mit dem Lied „Der Weg“. Es lief just genau in diesem Augenblick im Radio – eine der göttlichen Momente, so wie ich es betrachte. So als können die Klänge die Emotionen einfangen und aussprechen, - das was uns bald den Atem raubt.
https://www.youtube.com/watch?v=xSWJBClrmgo
Dieses Lied soll nicht nur die Gefühle der Menschen rühren für Ihresgleichen. Dieses Lied gehört auch zu meinem Aik. „Ich trag Dich bei mir, bis der Vorhang fällt!“
Meine Linie drohte in meiner Zuchtstätte zu enden. Danai, die ich aus dem letzten Wurf behalten habe, fand Männer/Rüden doof. Meine Zuckerschnute, meine Hoffnung, meine Zaubermaus hat drei Mal nein gesagt. Vielleicht war der Richtige nicht dabei…Auch das ist kein Problem. Kuscheln wir halt weiter, bleiben tust Du für ewig bei mir kleine Maus. Die Liebe wird dadurch nicht weniger. Du bist wie Du bist!
Als ich die Hoffnung aufgeben wollte, als ich akzeptieren musste, dass die Natur ihre Gesetze selber schreibt, schlug Mutter Erde ein neues Kapitel auf…..
Das Leben des Frauchens von Aya in Dänemark änderte sich dramatisch. Sie musste mit ihren drei Kindern in die Stadt ziehen, sie musste einen Volltagsjob annehmen und Aya??….
Ich wurde von einer lieben Freundin aufmerksam gemacht. „Schau – in Dänemark wird Aya abgegeben“- Ich konnte es nicht glauben, sah dann aber, dass alle Landseer bis auf Gry, 9 Jahre alt, dort ihren Platz verloren….
Sofort nahm ich Kontakt zu Ayas Frauchen auf. Ich bot mich an, Aya einen Lebensplatz mit aller Liebe der ganzen Welt zu geben, doch ich hatte 50, sage und schreibe 50 Anwärter auf das tolle Mädchen im Rücken, bzw in der Vorderfront. Die Nachrichten kamen spärlich aus Dänemark, weil man dort versuchte das Leben neu zu sortieren. Ich schlief tatsächlich mit dem Kopf auf dem Laptop ein, um ja nichts zu verpassen. Tage vergingen, wieder so viel Zeit, die ich als ungeduldiger Mensch zu erlernen habe. Und dann kam die erlösende Nachricht – weil ich immer den Kontakt gehalten, weil ich einen Sohn von Aya, aus ihrem letzten Wurf an liebe Leute aus dem Sauerland vermittelte und mit ihnen wieder in Dänemark vor Ort war, um bei der Auswahl zu helfen, entschied sich Marianne für das Bekannte, - für mich.
Mein Mann und ich sind an einem Tag 1400 km gefahren um das Mädchen zu holen – Nach den ersten 700 km und Ankunft in Dänemark sahen wir, wie sich die drei kleinen Kinder von Aya verabschiedeten, bevor sie von den Großeltern abhgeholt wurden. Das war wirklich emotional schrecklich.
Marianne und ich saßen dann in ihrer Küche, in der ich schon zum 4 Mal saß. Wir sprachen über unsere Anfänge. Wie alles weiter gelaufen war. Sie sagte, dass falls ich noch einmal Nachwuchs möchte, Aya eine tolle, unproblematische Hündin war.- Danach stand mir der Sinn in diesem Moment überhaupt nicht. Mir lag das Wissen um den Abschied, den das Mädchen vor sich hatte, der Verlust der schwerlich aufzufangen war und die neue unbekannte Umgebung, mit völlig fremden Menschen und neuen Rudelmitgliedern absolut im Magen.
Dann ging ich nach draußen um Aya zu begrüßen. Ich sah in ihre Augen und es sprang mich ein Schwall von Gefühlen an. Unbeschreiblich!- Sah in ihrem Blick, den Blick von Aik, dachte bei mir so, dass kann nicht wahr sein welche Empfindungen das auslöst. Die Wiederkehr des Bekannten, das Neue, dass es zu erfahren gibt, ich nahm ihren dicken Kopf und versprach ihr, dass sie niemals wieder ihr zuhause verlieren wird – Nie wieder!
Das erste Drittel der Heimreise war sprachlos, tränenreich, dankbar, seelenvoll, warm und entschlossen. Im nächsten Drittel redeten mein Mann und ich über Aik, über all die gegangenen Hunde die uns begleitet haben, über ihre Eigenarten und Verschiedenartigkeit, obwohl der geliebte Faden immer sichtbar war. Über das Wiedererkennen des schon immer da gewesenen und mir erklärt sich das Jubeln einer Nachtigall – wäre ich eine, ich hätte gewusst welches Lied ich in dieser Nacht erzählt hätte.
Ich betrachte mein Aya-Mädchen als Geschenk woher auch immer- ich nehme es dankbar an.
Ich sehe sie durch unseren Garten gehen und den Ort passieren, an denen ihre Eltern einst ihre Geburtsstunde ausriefen. Und insbesondere rührt mich ihr Vertrauen, denn sie schloss sich mir an, beschloss nun mein Schatten zu werden, passt ihren Schritt dem meinigen an. Ist nah, ist warm, immer an meiner Seite, kaum das eine Zeitung dazwischen passt. Ich sehe nach dem verlustigen Kummer nun auch Freude, auf ein neues Leben mit neuen Herausforderungen und Zweisamkeit.
Und nun – kurz bevor die Geburt einer neuen Landseergeneration bevorsteht möchte ich die letzten Worte an meine bereits gegangenen Hunde senden…
Ihr seid unvergessen, immer in meinem Herzen – Ich trage Euch bei mir, bis der letzte Vorhang fällt!
Für alle meine Taten, für meinen ewigen Kampf Euch Landseern zu dienen, oft unbequem und für manchen Menschen unverständlich zu sein, werde ich jedoch immer diesen Weg gehen….denn dieser Weg ist der meinige – mit all meinen lieben Freunden, die dies verstehen und mich begleiten……